Ich nehme die linke …

Am 2.11.19 fand der Workshop „sozial-ökologische Wende“ in Hannover statt. Veranstalter war die Ökologische Plattform.

Nach der Begrüßung durch Manfred Mikereit leitete MdB Amira Mohamed Ali den Workshop ein. Die Bundestagsfraktion wird einen Aktionsplan zur „Klimagerechtigkeit“ beschließen. Nicht die Verbraucher*innen sind verantwortlich für die Klimaveränderung, sondern die Produzenten. Seinen eigenen Lebensstil zu ändern, d.h. bei sich selbst anzufangen reicht nicht aus. Die Kosten für die sozial-ökologische Wende – also für Klimagerechtigkeit – müssen die Kapitalisten bezahlen, u.a. weil sie von der unökologischen Lebensweise profitieren.

Bei der folgenden Diskussion über Fridays for future ging es darum, ob die zukunftsbewegten Jugendlichen mehr auf Änderung des Konsumverhaltens der einzelnen Menschen setzen oder auf einen Systemwechsel. Wir ökologisch orientierte Linke wollen mit den Jugendlichen ins Gespräch kommen. Denn es kommt darauf an, wie diese neue Jugendbewegung politisiert wird: grün-kapitalistisch oder rot-sozialistisch.

Im Workshop setzten wir uns mit drei Themen auseinander:

Konsum/Müll/Plastik, Landwirtschaft/Biodiversität und Wohnen/Wärme

Modul Konsum/Müll/Plastik

Referent: Tristan Jorde (Verbraucherzentrale Hamburg)

Immer mehr Menschen fragen sich, ob sie sich nachhaltigen Konsum kaufen können. Das Warenangebot nachhaltig produzierter Produkte hat in den letzten Jahren zugenommen. Dennoch dominiert Kunststoff unser Leben. Ein Drittel davon sind Verpackungen.

Die Wärmedämmung von Gebäuden insbesondere mit Styropor wird als Klimaschutzmaßnahme dargestellt.

Die Recyclingquote von Kunststoffen in Deutschland liegt bei nur 7,6%. Der meiste Inhalt der gelben Säcke wird verbrannt (thermisch verwertet). Es gibt viele unterschiedliche Kunststoffe. Daher können sie - gemischt wie im gelben Sack - kaum recycled werden.

Kunststoffe sind gesundheitsschädlich; sie bauen sich über Jahrhunderte ab. Mikroplastik reichert sich im Körper an. Dadurch entstehen Krankheiten.

Glas sollte als Mehrwegsystem genutzt werden. Recycling kostet zu viel Energie.

Das umweltfreundliche Verpackungssystem sollte wenig Verpackungsformen haben (z.B. nur eine statt 100 verschiedene Bierflaschen) und sortenrein sein (nur Glas oder ein Kunststoff oder Papier) statt vielfältig und gemischt.

Die Verpackungsverordnung von 1991 hat zu weniger Mehrweg geführt.

Der Markt sorgt für umweltfeindliche Vielfalt. Daher sind Verbote von Einwegplastik die beste Lösung.

Als Linke sollten wir daher z.B. das Verbot von coffee to go –Einwegbechern, PVC und Styropor-Dämmung fordern. Dies ist auch auf kommunalpolitischer Ebene möglich.

Eine umweltgerechte Lebensweise ist teurer als die jetzige umweltschädliche. Daher ist ein sozialer Ausgleich dafür notwendig.

Um einen ökologischen Fußabdruck, der nachhaltig ist, den die Erde verträgt, zu erreichen, muss der Gesamtkonsum reduziert werden. Wer seinen eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen möchte, kann dies mit dem Ressourcenrechner des Wuppertalinstituts tun.

Modul Landwirtschaft/Biodiversität

Referent: Christopher Schulz (Mitarbeiter von MdB Amira Mohamed Ali)

Die Landwirtschaft in Niedersachsen ist exportorientiert. Die industrielle Massentierhaltung mit Milchvieh im Nordwesten sowie 1/3 der Schweine- und 2/3 der Geflügelproduktion Deutschlands sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Dies führt zu Umweltproblemen wie Artensterben durch Pestizide, Überdüngung durch Gülle mit Nitrat und Phosphat im Grundwasser, Antibiotikaresistenzen, Verstöße gegen den Tierschutz sowie schlechten Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen.

Als Linke könnten wir z.B. Aktionen gegen die Massentierhaltung sowie gegen schlechte Arbeitsbedingungen in den Schlachthöfen organisieren. Außerdem sollten wir die Direktvermarktung landwirtschaftlicher Produkte durch solidarische Landwirtschaft, food coops und Gemüse-Abos unterstützen, um ein Stück aus dem Kapitalismus auszusteigen.

Kommunalpolitisch sind Anträge für eine pestizidfreie Kommune (z.B. Glyphosat auf kommunalen Flächen verbieten) oder für Essen aus nachhaltigen Betrieben für Kitas, Schulen, Krankenhäuser sowie mehr Personal für die Kontrolle von Tierschutzauflagen möglich.

Modul: Wohnen/Wärme

Referent: Ulrich Steinmeyer (Biber GmbH)

Normalerweise werden in Deutschland die Häuser mit Stahlbeton und Backstein gebaut und mit Styropor gedämmt, die sehr viel CO² bei der Herstellung erzeugen. Holzhäuser mit Naturdämmung (Zellulose, Stroh o.ä.) haben dagegen eine deutlich bessere Ökobilanz. Mit der Nutzung von Sonnenenergie werden diese zu Nullenergiehäusern. Diese können auch Mehrfamilienhäuser im sozialen Wohnungsbau sein, weil sie nicht teurer als konventionelle Häuser sind, da die höhere Kaltmiete durch die niedrigere Warmmiete ausgeglichen wird. Ein sozial-ökologischer Wohnungsbau ist also möglich.