Bericht des Landesrats Linker Frauen zum aktuellen Umgang mit Sexismus und sexualisierter Gewalt innerhalb der Partei

Sexismus und sexualisierte Gewalt, sowie Grenzüberschreitungen sind für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nicht-binäre und trans-Personen (abgekürzt auch FLINTA*) Teil des Alltags in der Schule, im Sport, auf der Arbeit… – und auch in unserer Partei. Jede Organisation oder Institution ist aufgefordert, Umgangsweisen mit Sexismus zu finden. DIE LINKE wurde als feministische Partei gegründet, daher haben wir den Anspruch, es besser zu machen, als wir es im Rest der Gesellschaft erleben. Wir wollen eine LINKE, in der sich alle wohlfühlen und sich frei entfalten können. 

Der Landesrat Linker Frauen Niedersachsen hat bereits im April folgende Anträge an den Landesausschuss gestellt: (alle wurden an den Landesvorstand überwiesen) 

  • Die Durchführung einer anonymen Mitgliederumfrage zu Fällen sexualisierter Gewalt und Übergriffen in der Partei Die LINKE. Niedersachsen
  • Eine Aufarbeitung aller bekannten Fälle von sexualisierter Gewalt unter Zuhilfenahme professioneller Expertise
  • Die Erarbeitung eines Leitfadens bei Sexismus, sexualisierter Gewalt und Übergriffen, in Zusammenarbeit des Landesvorstands mit dem Landesrat LinkerFrauen, sowie mindestens einer weiteren parteifremden Instanz

Im Anschluss forderten wir den Landesvorstand, in Form eines Briefes, dazu auf, nachhaltig antisexistische Strukturen zu erarbeiten, sich der Anträge des Landesausschusses anzunehmen und die Notwendigkeit der Thematik zu erkennen. Wir haben in Niedersachsen eine Frauenquote von lediglich 28%. Das hat Gründe. Bisher haben wir noch keine Antwort auf unseren Brief erhalten. 

Während unserer Mitgliederversammlung am 29. Mai haben wir Ziele und Wünsche im Umgang mit sexistischen Strukturen gesammelt. Manche davon wurden bereits an den Landesvorstand und den Landesausschuss herangetragen.
Wir brauchen im Landesverband Niedersachsen:

  • einen festen Tagesordnungspunkt auf den Sitzungen des Landesvorstands und des Landesausschusses zum Thema Umgang mit sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen
  • eine unabhängige Anlaufstelle, an welche man sich in Fällen von sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen wenden kann, die diskret und vertrauensvoll Betroffene unterstützt, aber keine Vorverurteilungen trifft
  • kollektive Verantwortung für eine solidarische Kultur des Umgangs miteinander, in der Grenzüberschreitungen angesprochen werden können und ernst genommen werden
  • Die Bereitschaft von Genoss*innen in Ämtern und mit Mandaten, sich selbst weiterzubilden und die eigenen gesellschaftlichen Privilegien zu reflektieren, zum Beispiel in Form von Bildungsangeboten
  • Eine ausgebaute Awareness Struktur während Veranstaltungen (z.B. in Form von Rückzugsräumen, Awareness-Team)
  • Der Abbau von Wissenshierarchien durch Austausch und die Dokumentation von Arbeitsabläufen
  • Arbeit mit Menschen, die grenzüberschreitend geworden sind, um eine Möglichkeit der Reflexion und Weiterentwicklung zu geben

Der Landesverband muss jetzt aktiv daran arbeiten, mehr FLINTA* Personen zu ermutigen und für politische Arbeit zu motivieren. Die Voraussetzung dafür ist, dass jede aktive Person ihr eigenes sexistischen Verhalten reflektiert und dessen Konsequenzen erkennen muss. 

In den letzten Jahren ist wenig passiert. Wir haben viel Arbeit vor uns. Packen wir es an.

Lewia Gerlinger, Vivienne Widawski, Daphne Weber (LLF-Sprecherinnen)
Mareike Weihmann (LLF-Delegierte)