Wer betriebliche Mitbestimmung in Frage stellt, den stellen wir in Frage – Wir stehen auf Seiten der Beschäftigten bei VW

Daphne Weber, Landesvorstand

Die Attacken von Wolfgang Porsche auf VW-Betriebsräte waren auch Gegenstand der Betriebsversammlung in Braunschweig. Porsche hatte VW als „Sozialverein“ bezeichnet, und Betriebsräte scharf attackiert: man müsse deren Netzwerke man aufbrechen. Er fordert 1.400 Ausbildungsplätze und 7000 Stellen zu streichen. Gegen seine Aussagen formierte sich breiter Widerstand sowohl in der Belegschaft als auch in der Politik. Betriebsrätin Daniela Nowak äußerte sich in ihrem Bericht deutlich in Richtung Porsche. „Wer unsere Mitbestimmung im Werk öffentlich in Frage stellt, den stellen wir in Frage“, so Nowak.

„Volkswagen hat im vergangen Jahr 235,8 Milliarden Umsatz gemacht und dabei 12,2 Milliarden an Gewinn eingefahren. Wer daraus folgert, man müsse Stellen streichen, zeigt, dass er nur an Aktionäre und nicht die Beschäftigten denkt. Die jüngeren Skandale und Pannenserien, zum Beispiel die IT-Fehler beim Golf 8, haben gezeigt, dass eher zu wenig in die Ausbildung und Entwicklung investiert wurde als zu viel“, kommentiert Victor Perli, Bundestagsabgeordneter aus der Region Braunschweig und Haushaltspolitiker der Linksfraktion im Bundestag.

Die Vorstandsetage rechtfertigt die Pläne Porsches mit der Notwendigkeit Volkswagen an den globalen Markt anschlussfähig zu halten. Der Betriebsratsvorsitzende des Braunschweiger Werks, Uwe Fritsch, hält das für ein vorgeschobenes Argument. „Die WLTP-Umstellung (Light Vehicle Test Procedure, Anmerkung der Redaktion) war ein Milliardenverlust. Das wird jetzt auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen. Die haben aber weder diese fehlerhafte Misswirtschaft des Managements noch den Dieselskandal zu verantworten“, so Fritsch.

Die Verantwortungslosigkeit in der Unternehmensspitze für die Beschäftigten zeigt sich auch in einer vermeintlichen verbalen Äußerung des Vorstandsvorsitzenden Herbert Diess, der auf einer Managerversammlung mit den Worten „Ebit macht frei“ zitiert wurde. Ebit meint im Englischen eine Abkürzung, die für „Gewinn vor Zinsen und Steuern“ steht. „Eine solche Wortwahl, die Anleihen an die Naziparole ‚Arbeit macht frei‘ hat, ist nicht nur geschmacklos, sie ist schändlich“, kommentierte Fritsch den Ausfall.
Auch Daphne Weber, Mitglied im Landesvorstand der LINKEN, kritisierte Management und Eigentümer. „Einerseits sagt VW, dass kein Geld da sei, um Hardware-Nachrüstungen für Dieselfahrzeuge vorzunehmen und dass man Stellen kürzen müsse, damit das Unternehmen wirtschaftlich bleibt. Gleichzeitig werden Gewinnsummen in Milliardenhöhe eingefahren. Das ist doch dreiste Raffgier und Verantwortungslosigkeit der Eigentümerfamilien Piech und Porsche“, so Weber.