Wie der Klimawandel die Region Hannover treffen wird

Eine Analyse der Ökologischen Plattform der Partei DIE LINKE Niedersachsen

Während im Harz der Borkenkäfer, gestärkt durch warme Winter, die bisherigen Fichtenmonokulturen zerstört und im Emsland mit harten Bandagen um das Grundwasser zwischen Bauern und Wasserversorgern gestritten wird, werden in Hannover Klimaaktivist*innen durch Politiker, wie zuletzt u. a. Maximilian Oppelt von der CDU (HAZ 25.2.2023), für eine gesellschaftliche Gefährdungslage verantwortlich gemacht.

Diese Einschätzung ist eine Nebelkerze und lenkt von der hohen Gefährdungslage für die Region Hannover durch Klimaveränderungen ab. Konkrete und realistische Beispiele sollen die vielfältigen zukünftigen Probleme skizzieren, die bereits heute in Anfängen jeder feststellen kann. In der Eilenriede erleiden Bäume Dürreschäden. Durch Trockenstress wird es vermehrt zum plötzlichen Abgang von vermeintlich gesunden Ästen kommen. Da dies eine Gefährdungslage darstellt, wird das Betreten des Stadtwaldes im Sommer eingeschränkt werden müssen. Der erforderliche Umbau auf hitze- und trockenresistente Pflanzen ist dabei eine Generationenaufgabe.

Das Steinhuder Meer weist eine Tiefe von nur zwei Metern auf. Sollten die Grundwasserspiegel weiter sinken, wird es zukünftig im Sommer großflächig austrocknen. Weitere Moorschäden sind zu erwarten. Dies erfordert es, die Grundwasserentnahme, z.B. für Bewässerung und Trinkwasser, einzuschränken und ggf. illegale Entnahmen konsequent zu ermitteln und einzudämmen. Durch Hitzestau im städtischen Hannover werden in den nächsten Jahren mehr Menschen sterben. Bereits 2020 starben mehr Menschen im Sommer, als im langjährigen Mittel. Tropische Nächte mit Temperaturen über 20 °C werden in der Anzahl nochmals deutlich zunehmen. Eine Beschränkung von Hitzeinseln erfordert Maßnahmen wie Stadtbegrünung, hellen Asphalt, helle Häuserfarben, Fassadenbegrünung, Entsiegelung von Flächen usw.

- Die Brandschutzvorsorge im Deister muss ausgebaut werden, damit Waldbrände besser erkannt und bekämpft werden können.

- Die Trinkwasserversorgung in der Region muss voraussichtlich eingeschränkt werden.

- Der Energiebedarf durch Klimaanlagen wird deutlich ansteigen. Das betrifft u. a. Viehwirtschaft, Gewerbeobjekte, Bürogebäude und Dachwohnungen.

- Für die Landwirtschaft muss ein niedersachsenweites Bewässerungssystem eingeführt, auf Trockenfeldbau oder eine geeignete Weidewirtschaft umgestellt werden.

- Kleingärten müssen sich auf eine Bewirtschaftung mit deutlich weniger Gießwasser als heute einstellen. Hausbrunnen werden häufiger austrocknen.

- Die beliebten Ricklinger Kiesteiche werden noch stärker mit Blaualgen und Sauerstoffmangel belastet. Ursachen sind neben Nährstoffeinträgen und gestörten Nahrungsnetzen auch erhöhte Temperaturen und längere Sommerstagnation.

- Der Wasserspiegel des Maschsees wird deutlich absinken, da nicht genügend Wasser aus den Kiesteichen zum Ausgleichen der Verdunstung zur Verfügung steht.

- Starkregenereignisse erfordern kostenaufwändige und ausgeklügelte Systeme zum Überflutungsmanagement und der Hochwasserbekämpfung. So belegt eine Untersuchung des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) vom Januar 2023, dass bei einer Jahrhundertflut wie im Februar 1946 mehr als 25.000 Menschen in der Region Hannover von einer Überflutung betroffen würden und die derzeitigen Hochwasserschutzmaßnahmen bei weitem nicht ausreichen.

- Fundamente von Häusern, wie auch die Infrastruktur (Rohrleitungen, Straßen), werden durch schwindende und quellende Böden geschädigt. Fallen die Buchenstämme unter dem Neuen Rathaus trocken, kann ein einsetzender Faulprozess aufwändige statische Ausgleichsmaßnahmen erforderlich machen.

Wir stellen fest: Nicht Klimaaktivist*innen sind eine Gefährdung für die Region Hannover, sondern das nachlässige Handeln der Verantwortlichen im Wissen um die anstehenden Probleme. Die Folgen kommen jeder und jedem Einzelnen teuer zu stehen. Der Rat der Stadt Hannover, Bezirksräte, die Regionsversammlung und Umlandkommunen wie Springe und Laatzen haben bereits vor knapp zwei Jahren den Klimanotstand ausgerufen. Oberbürgermeister Belit Onay ist zuletzt auf die Klimaaktivisten zugegangen. Wir fordern dazu auf, die dringend notwendige Klimawende nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten zu erreichen.