Respekt für Sinti und Roma – LINKE. Niedersachsen fordert Schutz des Mahnmals im Tiergarten

Für den Bau der Berliner S-Bahn-Linie S21 hatte die Deutsche Bahn ursprünglich geplant, das Denkmal zum Gedenken an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma für die Zeit der Baustelle zu verlegen oder unbegehbar zu machen. Mittlerweile hat die DB nach lautstarken Protesten angekündigt, alternative Trassenlösungen zu prüfen.

Dazu Heidi Reichinnek, Vorsitzende der Linken Niedersachsen: „Das Einlenken zeigt, dass der Protest der Sinte*zze und Rom*nja, sowie der Zivilgesellschaft Wirkung gezeigt hat! 75 Jahre ist es gerade mal her, dass die Zeit des nationalsozialistischen Terrors vorbei ist. Gerade auch die Sinte*zze und Rom*nja, haben damals gelitten und wurden zu Hunderttausenden ermordet. Nachdem es den Nazis damals um die „Endlösung des Z*geunerproblems“ ging, sind es heute NPD, AfD und andere rechte Gruppen, die mit dem rassistischen Schlagwort „Z*geuner“ Stimmung gegen andere Volksgruppen machen. Diskriminierung gegen Sinte*zze und Rom*nja gehören zum Alltag, doch sie werden nahezu nie thematisiert. Zu tief sitzen auch heute noch Vorurteile. Dass die mutmaßliche Zerstörung des Denkmales zur Erinnerung an die Verbrechen an dieser Volksgruppe erst durch eine Protestwelle aus der Gesellschaft überhaupt als problematisch wahrgenommen wurde zeigt, wie weit wir noch davon entfernt sind, den Sinte*zze und Rom*nja einen Platz in der Mitte unserer Gesellschaft zuzuerkennen. Man darf jetzt aber nicht lockerlassen, sondern muss weiter darauf beharren, dass alternative Trassenlösungen genutzt werden. Auch die Bundestagsverwaltung muss sich hier kooperativ zeigen, da die Route unter den Verwaltungsgebäuden des Parlamentes entlanglaufen. Das Mahnmal im Tiergarten hat für Sinti und Roma in ganz Deutschland, aber auch weltweit, eine besondere Bedeutung.“

Janine Rutkowski, Sinteza und Mitglied im Vorstand der Mindener Linken macht deutlich: „Ich bin entsetzt über diese Respektlosigkeit. Allein die Überlegung, dass ein Mahnmal für die von den Nationalsozialisten ermordeten Sinte*zze und Rom*nja weichen muss, um dem Nachfolgekonzern der Reichsbahn Platz für seine Trassen zu bieten, ist ein Skandal Wie auch der jüdische Künstler Dani Karavan, der das Mahnmal entworfen hat, angekündigt hat, es mit seinem Leben zu schützen, spreche ich für unsere Gemeinschaft, wenn ich sage, dass wir alle, inklusive mir selbst, bereit sind, das Denkmal notfalls mit unseren Körpern zu verteidigen und zu streiken. Mehr als ein halbes Jahrhundert haben wir dafür gekämpft überhaupt als Geschädigte anerkannt zu werden und auch schon vorher mussten wir in den Hungerstreik dafür treten. Bis heute sind wir tagtäglichen Vorurteilen und Gewalt ausgesetzt. Dieser Kampf ist nicht nur unserer, er stellt uns als gesamte Gesellschaft vor die Frage, wie ernst wir es mit dem Versprechen meinen, dass Auschwitz nie wieder sei. Rassismus ist nicht das Problem einer einzelnen Gruppe; in den letzten Wochen standen wir Seite an Seite mit der Schwarzen Gemeinschaft in Solidarität und Betroffenheit. Intersektionalität ist ein großes Thema für uns, Schwarze Sinte*zze existieren genauso wie jüdische Rom*nja. Die Teilnahme unterschiedlicher Communities an den Protesten zum Erhalt des Mahnmals in Berlin hat gezeigt, dass wir übergreifende Solidarität benötigen, um uns gegen Unterdrückung zu wehren. So ist es auch in diesem Fall. Ich vertraue auf die Solidarität unserer Genoss*innen im Kampf um den Schutz unserer Sicherheit und Würde. Die Botschaft muss klar sein: Das Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinte*zze und Rom*nja darf nicht angetastet werden!“