Betreuungsroulette an Grundschulen – Landesregierung drückt sich erneut vor der Verantwortung

Während Schulklassen ab dem fünften Jahrgang bis zum 14. Februar weiterhin im Homeschooling bleiben, sollen bei Grundschüler*innen die Eltern entscheiden, ob diese die Schule besuchen oder nicht. Schon zwei Tage vor Weihnachten hatte die Landesregierung Schüler*innen den Aufenthalt in der Schule freigestellt und setzt jetzt wieder auf Freiwilligkeit. Hierzu erklärt Lars Leopold, Landesvorsitzender der niedersächsischen LINKEN: „Erneut stiehlt sich die Landesregierung aus ihrer Verantwortung und wälzt diese auf die Eltern ab. Die dürfen jetzt entscheiden, ob ihre Kinder zuhause bleiben oder sich dem Ansteckungsrisiko in der Schule oder auf dem Weg dahin aussetzen. Bleiben die Kinder zu Hause, müssen die Eltern Betreuung und Unterstützung beim Lernen organisieren – oftmals neben Job, der Betreuung weiterer Kinder oder der Pflege von Angehörigen. Gleichzeitig werden die Schulen und damit vor allem die Lehrkräfte enorm belastet. Die müssen nun nämlich zeitgleich Präsenz- und Distanzunterricht für die jeweiligen Klassen vorhalten. Entweder sind die Schulen zu oder sie sind auf, aber dieses heillose Durcheinander muss schnellstmöglich ein Ende haben!“ Leopold weiter: „Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen brauchen Planungssicherheit. Die Landesregierung muss deshalb einen nachvollziehbaren Stufenplan erstellen, aus dem klar hervorgeht, wann Schulen offen oder geschlossen sind. Alles andere verunsichert alle Beteiligten nur und trägt nicht zur Verbesserung der Lage bei.“

Co-Vorsitzende Heidi Reichinnek ergänzt: „Der föderale Flickenteppich im Bildungssystem droht jetzt auch beim Thema Öffnung von Grundschulen. Statt ein bundesweit einheitliches und vor allem nachvollziehbares Konzept zu entwickelt, weiß die linke Hand nicht, was die Rechte tut. Man könnte auch eine Münze werfen oder die Würfel rollen lassen und würde weniger Chaos und Unvorhersehbares produzieren. Dieses Vorgehen kann man nur als Betreuungsroulette bezeichnen. Seit einem Jahr steht das Thema Corona auf der Agenda, doch in den Schulen ist nichts passiert – keine flächendeckenden Lüftungsanlagen, keine Verbesserung maroder Sanitäranlagen, keine Unterstützung bei Digitalisierung und Home Schooling vor allem für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen. Stattdessen jede Woche ein spannendes Ratespiel, ob die Kinder in die Schulen dürfen, können oder müssen. Es ist unfassbar, wie Bund und Länder versuchen sich hier aus der Verantwortung zu ziehen und den Status Quo irgendwie aufrecht zu erhalten, statt endlich anzuerkennen, dass unser Bildungssystem seit Jahrzehnten kaputtgespart wird und hier umfassende Investitionen notwendig sind. Wann wird hier etwas getan, wenn nicht jetzt?“