Die Armut ist dort zuhause, wo die Reichen regieren

Thorben Peters, stv. Landesvorsitzender

Corona offenbart nicht nur schwerste Mängel im deutschen Gesundheits- und Pflegesystem. Corona offenbart das in unserem Wirtschaftssystem sowie unserer Demokratie etwas grundlegend falsch läuft.

Jobverlust, Gehaltseinbußen durch Kurzarbeitergeld oder fehlende Aufträge bei Selbstständigen - die Corona-Krise verstärkt das Armutsrisiko. Wer wenig verdient, ist in der Pandemie oft noch ärmer geworden. Das belegt der Entwurf des Armutsberichts der Bundesregierung. Gleichzeitig wächst laut einer Studie der Beratungsgesellschaft Capgemini die Zahl der Millionäre in Deutschland. Dabei gilt, je höher der Reichtum, desto höher der Zuwachs.

Während also die große Mehrheitsbevölkerung mit weniger Rücklagen, geringere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Probleme beim Homeschooling zu kämpfen hat, stieg die Zahl an Millionäre in Deutschland um satte 69.000 Personen. Dabei sprechen wir hier nicht von Menschen, die eine Million an Gebrauchsgütern oder ihr Haus haben. Hier geht’s es um Menschen, die mehr als eine Million Euro für Investitionen frei haben. Die Reichen können also in dieser Pandemie die Sektkorken knallen lassen, während laut dem Verband der Intensivmediziner auf den Intensivstationen überdurchschnittlich viele Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten, Menschen mit Migrationshintergrund und sozial Benachteiligte, liegen. Das die soziale Schere in diesem Land wächst, ist nichts Neues. Es ist der Wesenskern einer kapitalistischen Wirtschaftsweise, dass zwar auf der einen Seite enorme Reichtümer produziert werden, die einen sich aber diese Reichtümer auf Kosten der anderen aneignen. Es also einer Mehrheit im Vergleich zu einer reichen Minderheit immer schlechter gilt. Das ist weltweit der Fall. Corona wirkt hier nur wie ein Brandbeschleuniger. Es sind vor allem die Reichen, die sich über die Wahlstimme hinaus in die Politik einmischen. Lobbyverbände, Parteispenden und Korruption muss man sich leisten können. Gleichzeitig sind es vor allem die Ärmeren, die sich vermehrt von der Wahlurne zurückziehen.

Das es auch anders geht, zeigen zahlreiche aktuelle Beispiele. Überall dort wo Menschen unsere wirtschaftsweise Grundlegend in Frage stellen, wie es viele Pflegendkräfte oder etwa „Deutsche Wohnen Enteignen“ tun. Überall dort wo Menschen erkennen, dass sie zu einer großen Mehrheit gehören, die dieselben sozialen Interessen wie gute Arbeit, Bildung und Kultur teilen. Überall dort, wo Menschen begreifen, dass man auf Veränderung nicht warten kann, sondern sie selber herbeiführen muss. Daraus ergibt sich dann auch die Antwort auf die wachsende soziale Ungleichheit. Im solidarischen Engagement der Vielen für die Vielen. Für gerechte Umverteilung, soziale Investitionen und der umfassenden Demokratisierung unserer Gesellschaft.