8. Mai - Solidarität statt Faschismus

Am 8. Mai 1945 wurde nahezu ganz Europa von Faschismus und Krieg befreit. In Deutschland empfanden vor allem die Überlebenden des Holocaust, der Konzentrationslager und Zuchthäuser den 8. Mai als den lang ersehnten Tag der Befreiung. Aber auch wir alle, die wir heute leben, verdanken die Chance eines Lebens in relativem Frieden, Freiheit und Vielfalt den alliierten Streitkräften. Die Rote Armee und die sowjetische Bevölkerung hatten die größte Last des Krieges zu tragen. Unvergessen bleibt der Beitrag, den der deutsche antifaschistische Widerstand in Deutschland, in der Emigration, in Partisanenverbänden und in den Streitkräften der Antihitlerkoalition geleistet hat. Gemeinsam sagen wir Danke, Merci, Thank you und Spasibo.
 
Mehr als 55 Millionen Menschen fielen Naziterror, Holocaust und Vernichtungskrieg zum Opfer. Sie bezahlten den deutschen Griff nach der Weltherrschaft mit unvorstellbarem Leid und ihrem Leben. Dieser Tiefpunkt der menschlichen Geschichte erlegt uns die Pflicht des Nie wieder auf. Nie wieder Geschichtsvergessenheit, damit wir aus den Fehlern lernen. Nie wieder Nationalismus, damit wir uns nicht über andere stellen. Nie wieder Militarismus, damit das Recht des Stärkeren endlich Geschichte wird. Nie wieder Krieg und Faschismus. Wer nun aber meint lernend aus der Geschichte von Kriegstüchtigkeit und atomarer Aufrüstung redet, stellt sich gegen diese Lehren. Die so genannte Zeitenwende hat nichts anderes als eine weltweite Aufrüstungsspirale befeuert. Das Denken im Recht des Stärkeren, indem sich auch die NATO nicht unterscheidet, wird nur zu weiteren Kriegen führen. Der Westen muss sich mit Blick auf den globalen Süden von der Vorstellung lösen, über eine globale Bevölkerungsmehrheit frei bestimmen zu dürfen. Die Lösung der Probleme dieser Welt lösen wir nicht mit Konfrontation, sondern mittels Entspannungspolitik, Interessensausgleich, Dialog und Kooperation. Dazu müsste vor dem Hintergrund seiner Geschichte gerade Deutschland beitragen. Die Befreiung brachte uns das Völkerrecht, die Menschenrechte und die Vereinten Nationen in der Hoffnung zukünftige Konflikte friedlich zu lösen. Die damit verbundene Solidarität mit Geflüchteten ist ebenso eine Lehre aus zwei Weltkriegen wie die sozialen Rechte, welche nicht den Profiten weniger geopfert werden dürfen. Sie bilden eine Alternative zur derzeitigen Aufrüstungs-, Kürzungs- und Abschottungspolitik. Diese Alternative kann nur gelebt werden, wenn eine lebendige Zivilbevölkerung dies auch einfordert. In diesem Sinne ist das Engagement für Frieden und Antifaschismus so wichtig wie schon lange nicht mehr. 

Die Linke Niedersachsen möchte schließen mit den Worten des ehemaligen Mitgliedes der VVN-BdA und Holocaust-Überlebenden Ester Bejarano: „Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS- Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes. Wie viele andere aus den Konzentrationslagern wurde auch ich auf den Todesmarsch getrieben. Erst Anfang Mai wurden wir von amerikanischen und russischen Soldaten befreit. Der 8. Mai wäre dann eine Gelegenheit, über die großen Hoffnungen der Menschheit nachzudenken. Über Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – und Schwesterlichkeit.”