Landarztmangel: Medizinische Versorgung auf dem Land neu denken

„Die Versorgung mit Hausärzt*innen ist in Niedersachsen im Bundesvergleich mit am schlechtesten. Bereits rund 380 Hausarztpraxen sind in ländlichen Regionen schon unbesetzt. Erschwerend kommt hinzu, dass etwa 1.000 Hausärzt*innen in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden. Dieser Entwicklung hat die Landesregierung zu lange nur untätig zugesehen. Die nun von Sozialministerin Reimann (SPD) hastig angeschobene Umsetzung einer Landarztquote ist zwar als Zeichen dafür zu werten, dass die GroKo in Hannover den Ernst der Lage allmählich erkennt, wird aber das eigentliche Problem allein nicht lösen können“, kommentiert Lars Leopold, Landesvorsitzender der niedersächsischen LINKEN, die Pläne der Sozialministerin.

„Statt also die Versorgungslücke ausschließlich mit einer verpflichtenden Entsendung schließen zu wollen, muss die medizinische Versorgung auf dem Land neu gedacht werden. Aktuell stehen viele kleine Krankenhäuser in der Fläche vor dem Aus. Eine sinnvolle Lösung wäre es, diese Häuser zur Schaffung poliklinischer Strukturen z.B. in Form von Ärztehäusern oder Gesundheitshäusern zu nutzen. Diese Polikliniken sollen mittelfristig zu einem Rückgrat der ambulanten Versorgung werden. Sie ermöglichen nicht nur eine moderne, interdisziplinäre Behandlung, sondern entsprechen auch dem Wunsch vieler junger Ärztinnen und Ärzte nach einer sicheren und flexiblen Anstellung. Die niedergelassenen Ärzt*innen könnten so um Verwaltungs- und Abrechnungsaufwand entlastet werden und sich dadurch stärker den Patienten widmen. Träger solcher Einrichtungen könne die öffentliche Hand sein. Hierfür müssten Land und Bund eine gezielte Förderung bereitstellen“, fordert Leopold.

„Weitere Maßnahmen, um gerade ländliche Gebiete für Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu machen, müssen ebenfalls bedacht werden – beispielsweise eine finanzielle Unterstützung bei einer Praxisgründung oder besser noch kommunale Arztpraxen. Doch die Anreize müssen viel früher ansetzen. Es braucht mehr Studienplätze für Medizin. Über kommunale oder landesweite Stipendien für Studierende kann gezielt Nachwuchs gefördert werden, der dann Praxen im ländlichen Raum übernimmt. Den Ärztemangel kann man nicht rein zentralistisch bekämpfen. Deshalb müssen auch Landkreise und Kommunen finanziell unterstützt werden, um in unterversorgten Gebieten die Attraktivität für die Ansiedlung von jungen Hausärzt*innen gezielt verbessern zu können und so die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum zu sichern. Es gibt also viele Mittel – nur das Nichtstun der Regierung ist eindeutig der falsche Weg“, macht Leopold deutlich.