Kinderarmut: Wenn kein Geld für soziale Teilhabe vorhanden ist

Die heute vorgestellte Studie des Paritätischen Gesamtverbands zur Kinderarmut belegt eine steigende soziale Ungleichheit in Deutschland, fast jedes vierte Kind und Jugendliche unter 18 Jahren sind demnach von Armut betroffen (22,3 Prozent). Insbesondere sind Alleinerziehende Haushalte mit einem oder mehr Kindern betroffen. In dieser Studie untersuchten die Autoren, wie viel Geld Familien zur Verfügung haben und wie viel davon für die physischen und sozialen Grundbedarfe der Teilhabe ausgegeben werden. Dafür werteten sie in einem Zeitraum von 2003 bis 2013 rund 6,8 Millionen Haushalte aus, in denen knapp 14 Millionen Kinder leben. Dazu Inge Hannemann, sozialpolitische Expertin für DIE LINKE. Niedersachsen: „Eigentlich muss unsere Regierung bei diesen Zahlen vor Scham erstarren. Das ‚Starke-Familien-Gesetz‘ ist ein Nanoschritt, um Kinder aus der Armut herauszuholen. Der Bundesregierung fehlt es nicht nur an Willen etwas gegen Kinderarmut zu tun, sie organisiert diese noch, indem sie durch nicht existenzsichernde Sozialleistungen und mangelnder Finanzierung von Bildungsteilhabe dazu beiträgt, dass Armut sich vererbt.“ 

Die Studie zeigt deutlich auf, dass gerade in der sozialen Teilhabe starke Unterschiede bestehen. Der Paritätische erwähnt hier insbesondere die Ausgaben für Spielzeug, Zoobesuche, Theaterbesuche oder ein Eis auf Ausflügen. Demnach haben die ärmsten Haushalte mit zwei Erwachsenen und einem Kind nur 44 Euro im Monat ausgegeben. Durchschnittlich wurden 123 Euro ausgegeben und bei den reichsten zehn Prozent sogar 257 Euro. Die Folgen daraus sind Ausgrenzung, Frust, Resignation, weniger Bildungserfolg und höhere Krankheitsanfälligkeit, so die Studie weiter. Die Auswertungen ergaben weiterhin, dass ‚arme Familien real weniger Geld als noch zehn Jahr zuvor zur Verfügung hatten, um ihren Kindern mehr als das physisch Notwendige zu finanzieren‘. Der Paritätische Wohlfahrtsverband fordert u.a. eine einkommens- und bedarfsorientierte Kindergrundsicherung und das derzeitige Bildungs- und Teilhabepaket durch einen Rechtsanspruch auf Teilhabe im Kinder- und Jugendhilfegesetz zu ersetzen. Inge Hannemann weiter: „Das Gegenrechnen des Kindergeldes und der Unterhaltszahlungen bei den Sozialleistungen wie Hartz IV oder der Grundsicherung muss ein Ende haben. Sanktionen gegen junge Menschen in Jobcentern welche noch immer alltäglich sind, verschärfen die Armut in den Familien. Jede Kinderarmut ist auch Familienarmut. Und solange keine Erhöhung der Sozialleistungen (Hartz IV, Grundsicherung) und kein armutsfester Mindestlohn in Sicht ist, solange wir dafür streiten.“

DIE LINKE. fordert schon seit vielen Jahren eine Kindergrundsicherung sowie die Umsetzung des Aktionsplans gegen Kinderarmut, welchen DIE LINKE. bereits 2016 vorgelegt hat.