Island macht es vor - Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ist überfällig!

Über 2.500 Menschen haben an der bisher größten Studie zur Arbeitszeitverkürzung in Island teilgenommen. Die Ergebnisse sind durchschlagend: Die 35 Stunden-Woche steigert die Gesundheit, motiviert zum Engagement und die Produktivität erhöht sich in Teilen sogar. Nachteile haben sich keine finden lassen. Es ist längst überfällig, die Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auch auf Deutschland auszuweiten, finden Thorben Peters und Anne Zimmermann aus dem Landesvorstand DIE LINKE Niedersachsen.

Über 100 Jahre ist es her, als die älteste Forderung der Arbeiterbewegung Realität wurde. 1918 wurde der Achtstundentag als Folge der Oktoberrevolution in Deutschland gesetzlich durchgesetzt. Auf die Dampfmaschine und die Elektrizität folgte die Robotisierung und Digitalisierung der Arbeit. Seitdem ist die Produktivität, also dass was ein Mensch Dank technischen Fortschritt leisten kann um ein vielfaches gestiegen. Ganz zu schweigen von den absurden Vermögen einiger Großkonzerne. Ein 6-Stunden-Tag wäre also schon längst möglich, alleine schon um die Arbeit angesichts von rund 3 Millionen Arbeitslosen sinnvoll umzuverteilen. Das bemerkenswerte an der Island-Studie ist aber, dass uns eine Arbeitszeitverkürzung gar nichts kosten würde, im Gegenteil. Die gleiche Menge an Arbeit wurde durch die Umstrukturierung von Arbeitsprozessen in weniger Zeit geleistet. Das heißt, es wurde unnötige Arbeit eingespart, statt die Arbeit zu verdichten. Dadurch wurde auch die Motivation und das Arbeitsklima gefördert. Die Hauptursachen von Arbeitsniederlegung, wie etwa Stressbedingte Krankheit, Burnout oder Depression gingen zurück, zugunsten der Gesundheit. Stattdessen verbrachten die Menschen mehr Zeit in der Familie, in Cafes oder durch Sport. Das alles mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass Hausarbeit und die Erziehung der Kinder sich gleichmäßiger auf Mütter und Väter verteilt. Arbeitszeitverkürzung sorgt also nicht nur für höhere Produktivität, sie steigert nachweislich die Gesundheit, das Arbeitsklima, das Glücksempfinden sowie die Gleichberechtigung. 

Weniger Arbeitszeit hätte aber noch ein Vorteil. Sie lässt Zeit für eine der wichtigsten Tätigkeiten, die unsere Gesellschaft zunehmend bereichern. Das ehrenamtliche, bis politische Engagement. Je weniger Menschen durch die Arbeit gebeutelt und erschöpft sind, desto mehr Zeit bleibt für die Mitgestaltung unserer Gesellschaft. Nicht nur, dass unsere Demokratie davon profitieren würde. Es wäre auch eine große Hilfe angesichts existenzieller Herausforderungen unserer Gegenwart. Zeit zu haben, auf Veränderungen nicht länger zu warten, sondern sie selber herbeizuführen. Denn machen wir uns nichts vor, gute Löhne, Arbeitszeitverkürzung, ausfinanzierte Gesundheit, Klimagerechtigkeit und Frieden bekommen wir nicht geschenkt.